Beispiele für interkulturelle Kommunikation

Beispiele für interkulturelle Kommunikation

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Herausforderungen und Chancen interkultureller Kommunikation in Europa – Beispiele und Dos & Don’ts

In unserer heutigen digitalen, globalisierten Welt steht der Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern auf der Tagesordnung. Ob im Geschäftsleben oder im Privatbereich – dank Internet und Social Media ist jeder noch so abgeschiedene Ort mit der ganzen Welt vernetzt. Aber verstehen wir uns untereinander auch wirklich immer? Durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen, Werte, Traditionen, Religionen und Gebräuche entstehen nicht selten auch Missverständnisse. Und das nicht nur allein durch eine unterschiedliche Sprache.

Was genau ist interkulturelle Kommunikation?

Obwohl sich die Menschen unterschiedlicher Kulturen schon immer durch Handel und Reisen verbunden und ausgetauscht haben, beschäftigen sich Verhaltenswissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen erst seit den 1950er Jahren intensiv mit interkultureller Kommunikation. Deshalb wird nach wie vor an einer exakten Definition gearbeitet.

Worauf sich die Wissenschaftler:innen zumindest bisher einigen konnten, ist, dass interkulturelle Kommunikation weit mehr beinhaltet, als nur die sprachliche Interaktion. Um das Denken, Handeln und die Beweggründe eines Geschäftspartners bzw. einer Geschäftspartnerin, eines Freundes oder einer Freundin aus einem anderen Kulturkreis zu verstehen, ist es neben der Sprache mindestens genauso wichtig, die Werte und Traditionen zu kennen. Interkulturelle Kommunikation betrifft übrigens nicht nur Geschäftsabwicklungen und Freundschaften in anderen Ländern, sondern beginnt oft bereits in der Nachbarregion.

Zur richtigen interkulturellen Kommunikation benötigst du interkulturelle Kompetenz

Das bedeutet nichts anderes, als einem Menschen aus einem anderen Kulturkreis mit Einfühlungsvermögen, Interesse, Toleranz und Sensibilität zu begegnen. Schon immer waren empathische Menschen erfolgreicher, die sich in ihr Gegenüber "hineinfühlen" konnten. Wenn du jemand anderen vorurteilsfrei und mit Offenheit, Lernbereitschaft begegnest, wirkt sich das gleichzeitig auf deine Körpersprache aus. Immerhin ist auch die nonverbale Kommunikation, die größtenteils unbewusst abläuft, ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Interaktion.

Interkulturelle Kompetenz entwickelt sich bei vielen Menschen bereits in der Kindheit. Die Erziehung, die Einstellung der Eltern und das schulische Umfeld tragen einen wesentlichen Teil dazu bei. Interkulturelle Kompetenz und interkulturelle Kommunikation können aber ebenso erlernt und trainiert werden. An mehreren renommierten Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird der Studiengang Interkulturelle Kommunikation angeboten. Außerdem gibt es unzählige Ratgeber zu diesem Thema.

Andere Länder, andere Sitten – Eine kurze Einführung in die interkulturelle Kommunikation Europas

Um die kulturellen Unterschiede aller Länder der Welt zu behandeln, reicht ein einzelner Artikel nicht aus. Schon alleine in den europäischen Ländern gibt es oft ungleiche Vorstellungen von Hierarchie, Pflichtbewusstsein, körperlicher Nähe, Familienverbundenheit oder Tischetikette sowie ein anderes Zeitverständnis.

Zeitverständnis

Während beispielsweise in Deutschland und in der Schweiz die Pünktlichkeit an oberster Stelle steht, nimmt man es in Frankreich, Italien und in Spanien mit der Zeit nicht so genau – auch bei einem Geschäftsessen musst du deshalb mit Verspätungen rechnen. In Österreich kann das Zeitverständnis sogar regional unterschiedlich sein.

Gesprächsthemen und Verhalten

In der Schweiz gilt es als unhöflich, in der Öffentlichkeit laut zu telefonieren. Das liegt daran, dass die Schweizer Kultur sehr höflich und respektvoll ist - und lautes Telefonieren respektiert die anderen um einen herum nicht. Daher ist es am besten, wenn du Telefongespräche in der Schweiz kurz und leise führst. Auch Portugal pflegt eine sehr höfliche Kultur. Viele zögern daher, politische Themen anzusprechen, da sie schlimmstenfalls jemanden beleidigen könnten. In Italien ist es hingegen üblich, sich zu Gesprächsbeginn nach der Familie zu erkundigen.

Geschäftsessen

In vielen europäischen Ländern ist das Geschäftsessen ein wichtiger Bestandteil bei der Pflege von Geschäftskontakten. In einem Restaurant in Italien ist es zum Beispiel üblich, dass die gesamte Rechnung auf einmal bezahlt wird. Meistens muss man dafür zur Theke gehen, denn nur selten wird der Betrag direkt am Tisch bezahlt. Außerdem wird Gedeck bzw. Gebäck zusätzlich berechnet – egal, ob du das am Tisch stehende Gebäck konsumierst oder nicht. Auch das Trinkgeld ist bereits mit einkalkuliert, deshalb geben Italiener:innen, die in andere Länder reisen, kaum Trinkgeld.

Lieber "du" oder "Sie"?

Nicht in allen europäischen Ländern ist es unhöflich, sich zu duzen. In den Niederlanden ist die zwischenmenschliche Kommunikation sehr freundlich und persönlich. Die meisten duzen sich und sprechen sich direkt mit dem Vornamen an. Auch sonst gehen die Niederländer:innen mit vielem gelassener um, so sind Abgabefristen oft Verhandlungssache und Aufgabenstellungen gerne ungenau.

Verhandlungen

Falls du dich mit osteuropäischen Partner:innen triffst, gibt es auch hier je nach Land wesentliche Unterschiede. Während Geschäftspartner:innen in Bulgarien eine große Kompromissbereitschaft zeigen, sind rumänische als harte, kompromisslose Verhandelnde bekannt. In Polen können Geschäftsverhandlungen schon einmal länger dauern. Um eine Entscheidung zu fällen, müssen für polnische Partnerschaften erst alle Einzelheiten zusammengetragen werden.

Ein paar Tipps zur richtigen interkulturellen Kommunikation

Wir zeigen dir anhand einiger Beispiele und Tipps, welche Grundlagen die interkulturelle Kommunikation umfasst:

Aktiv Zuhören

Aktives Zuhören und offenes Interesse an dem, was dir dein Gegenüber sagt, zeugt von Respekt und schafft Vertrauen. Aber gerade dieses aktive Zuhören fällt vielen manchmal schwer. Oft möchte man am liebsten gleich antworten, noch bevor der oder die Gesprächspartner:in den Satz beendet. Durch aktives Zuhören kannst du auch Missverständnisse vermeiden. Frage bei Unklarheiten aber unbedingt noch einmal nach.

Das eigene Kommunikationsverhalten reflektieren

­Dein Gegenüber zeigt dir mit der eigenen Körpersprache genau, was deine Worte auslösen. Vor allem negative Wörter und negative Formulierungen, wie "Das geht so nicht", "Das weiß doch jede:r!", "Sie haben mich nicht richtig verstanden" oder "Es ist zu befürchten, dass..." haben in einem zwischenmenschlichen Gespräch nichts verloren.

Sich an den Kommunikationsstil des Gegenüber anpassen

Ist der Kommunikationsstil deines Gesprächspartners oder deiner Gesprächspartnerin eher passiv oder aktiv? Also ergreift derjenige oder diejenige eher selten das Wort oder tritt er oder sie sehr selbstbewusst auf? Es gibt auch Mischformen, wie den passiv-aggressiven Kommunikationsstil, wenn die Körpersprache oft nicht mit dem Gesprochenen übereinstimmt.

Die nonverbalen Signale wahrnehmen

Auch das Deuten von nonverbalen Signalen kannst du lernen. Nonverbale Kommunikation umfasst alles, was die Körpersprache betrifft, ob Mimik, Gestik, Blickkontakt, Tonfall oder interpersonelle Distanz, also der körperliche Abstand zum Gesprächspartner oder zur Gesprächspartnerin. Sogar die Kleidung kann einiges über die Werte und Ansichten deines Gegenübers aussagen.

So entstehen Missverständnisse in der interkulturellen Kommunikation

Wenn Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen, besteht immer die Gefahr von Missverständnissen. Dies liegt daran, dass die verschiedenen Bräuche, Werte und Annahmen, die wir in die Interaktion einbringen, zu Verwirrung und Konflikten führen können. Für eine effektive interkulturelle Kommunikation ist es wichtig zu verstehen, warum diese Missverständnisse auftreten.

Vorurteile

Vorurteile gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen und Kulturen werden oft über Generationen gepflegt. Sie sind meistens emotionsgeladen und schwer abzulegen. Ähnlich verhält es sich mit Stereotypen, also Klischees, mit denen wir uns gerne ein vereinfachtes Bild verschiedener Kulturen zeichnen.

Fehlende Toleranz

Andere Ausdrucksformen, Anschauungen und Vorgehensweisen werden nicht wahrgenommen, nicht akzeptiert oder einfach ignoriert.

Bewertung nach eigenen Maßstäben

Ohne die Wertvorstellungen und Ansichten des Gesprächspartners oder der Gesprächspartnerin zu kennen, wird bereits ein Urteil gefällt.

Bedeutung nonverbaler Kommunikation missachten

Vor allem in asiatischen und arabischen Ländern können bestimmte Gesten eine vollkommen unterschiedliche Bedeutung haben als in Europa. In China werden Blickkontakt und Händedruck vermieden. In Griechenland, in der Türkei und in Bulgarien bedeutet Kopfnicken "nein" und Kopfschütteln "ja".

Die richtige interkulturelle Kommunikation kann dir Tür und Tor öffnen

Die Bedeutung interkultureller Kommunikation solltest du sowohl im Geschäftsbereich als auch im Privatleben nicht unterschätzen. Egal, ob du in anderen Ländern geschäftliche Beziehungen aufbauen möchtest, deinen Urlaub verbringst oder dich mit Gleichgesinnten, die einem bestimmten Hobby nachgehen, weltweit vernetzt. Wenn du deine interkulturelle Kompetenz gezielt trainierst, profitierst du davon auch im privaten Umfeld - du lernst den konstruktiven Umgang mit Konflikten, wirst in Gesprächen mit anderen Menschen sensibler und erhöhst deine Teamfähigkeit.

Wer mehr darüber erfahren möchte, findet eine große Auswahl an Fachbüchern und Blogs, die praxisnah Dos & Don'ts in anderen Ländern und Kulturen beschreiben.

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